Zusammenfassung: 
Die Feldenkrais-Methode geht von der Einheit von Körper und Psyche aus. Hinter den Bewegungsmustern und Körperhaltungen stehen unsere Lebensmuster und geistigen Einstellungen. Das Erscheinungsbild eines Menschen, sein Auftreten und seine Körperhaltung sind Ausdruck seines subjektiven Selbstbildes. Ist dieses Bild negativ, dann ist die geistige und körperliche Bewegungsfreiheit eingeschränkt. 


Anwendung 
Das Erlernen der Feldenkrais-Methode beruht auf der genauen Wahrnehmung und bewussten Analyse der eigenen Bewegungsmuster, die ein klares Bild des Körpers und seiner Störungen entstehen lässt. Indem man sich der vielfältigen Zusammenhänge bewusst wird, die zwischen den Bewegungsabläufen und den psychischen Prozessen bestehen, ist erkennbar, wie man sich selbst sieht und das Leben diesem Selbstbild entsprechend organisiert. Diese Form des Lernens ist eine Selbsterfahrung, die angelehnt ist an das sinnesfrohe und unvoreingenommene Lernen von Kleinkindern, bei dem einfach mit Bewegungen experimentiert wird. 
Durch die Anwendung des Feldenkrais-Konzepts können sämtliche Bewegungsabläufe, die man im Alltag benötigt, optimiert werden. Darüber hinaus werden Geist und der Körper gleichzeitig angeregt und beweglich gemacht. 
Die Feldenkrais-Methode ist ein pädagogisches Konzept und nicht als Therapie gedacht. Lehren und Lernen, nicht Krankheit und Heilung stehen im Mittelpunkt der Arbeit. Dennoch ist es sehr wahrscheinlich, dass viele konkrete Störungen und Krankheiten gelindert werden oder gar nicht erst aufkommen, da die Feldenkrais-Übungen harmonisierend und vorbeugend wirken. 
Die Methode wird therapeutisch in folgenden Bereichen angewandt: Rehabilitation nach Unfällen, Behindertenarbeit, bei chronischen Schmerzen, Störungen in der Entwicklung sowie in der Verbesserung des künstlerischen Ausdrucks von Musikern, Tänzern und Schauspielern. 
Die Feldenkrais-Therapie ist empfehlenswert, wenn sie von speziell ausgebildeten Therapeuten durchgeführt wird. 


Geschichtlicher Überblick 
Moshé Feldenkrais (1904-1984) wurde in Russland geboren, verbrachte seine Jugend in Palästina und Israel und studierte in Paris Angewandte Physik. Ausgelöst durch eine schwierige Knieverletzung begann er, seine Körperbewegungen zu beobachten und seine Körperwahrnehmung zu schärfen. So entdeckte er für sich eine schmerzfreie und effiziente Gehweise. Dieser Erfolg bestärkte ihn, seine Theorien über die menschliche Anatomie, das Nervensystem und die Bewegungsabläufe zu einem pädagogischen Konzept weiterzuentwickeln. 
1951 kam er nach Israel, wo er sich verstärkt mit den Zusammenhängen zwischen psychischer und körperlicher Entwicklung und Bewegung auseinandersetzte. Sein besonderes Interesse - dem Einfluss der Schwerkraft auf den Bewegungsapparat - führte zu der Entwicklung und Publikation eines völlig neuartigen Bewegungskonzeptes, das Mitte der siebziger Jahre internationale Anerkennung erfuhr. 
Technik 


Es gibt zwei Unterrichtsarten: 
"Funktionale Integration" nennt sich der Einzelunterricht, in dem der Schüler passiv bleibt, und Kommunikation rein über die Hände des Lehrers abläuft. Am Schüler werden feine Berührungen und Bewegungen durchgeführt, damit er sich seiner gewohnheitsmäßigen Bewegungsmuster und deren Entsprechung im Selbstbild bewusst wird. Dieses Bewusstsein bietet die Grundlage zur Formung neuer harmonischen Bewegungsabläufe und Haltung. 
"Bewusstheit durch Bewegung" heißt der Gruppenunterricht, bei dem unter verbaler Anleitung unterschiedliche Bewegungen geübt werden. Es geht dabei aber nicht um das perfekte Einüben vorgegebener Bewegungen, sondern darum, zu spüren, auf welche Art und Weise eine Bewegung (zum Beispiel das "Sich-Strecken") am angenehmsten und am leichtesten ausgeführt werden kann. Man lernt, wie man von sich aus zu günstigeren Bewegungsabläufen kommt, indem man falsch eingelernte Bewegungselemente nach und nach abbaut und mangelhafte Teilbewegungen verbessert. Dadurch können Bewegungsmuster wieder harmonisiert werden. 


Übungen 
Geübt wird 30 bis 45 Minuten lang liegend. Die Bewegungen werden langsam, fast in Zeitlupe und ohne Kraftanstrengung durchgeführt. Zwischen den Übungen sollte man 30 Sekunden lang Pause machen und nachspüren. 


Das Körperbild: 
Rückenlage mit ausgestreckten Armen und Beinen. 
Spüren Sie, wie die Fersen aufliegen, die Waden. Gibt es Unterschiede zwischen links und rechts? 
Fühlt sich der Raum unter den Kniekehlen gleich an? 
Wie liegen die Oberschenkel auf? 
Liegt das Becken genau auf dem Kreuzbein oder verdreht? 
Wie viele Wirbel berühren den Boden? 
Liegt der Kopf gerade auf? 
Liegen beide Arme gleich auf dem Boden? 
Nehmen Sie Unterschiede zwischen linker und rechter Körperhälfte wahr? 


Die Muskelkontrolle: 
Heben sie fünfmal langsam den Kopf und schauen sie die Füße an. Welche Muskeln spüren Sie bei dieser Bewegung? 
Heben Sie fünfmal das gestreckte rechte Bein. Welche Muskeln brauchen Sie für diese Bewegung? 
Spannen Sie alle Muskeln des Körpers fünf Sekunden lang an. Welche Muskeln können Sie bewusst wahrnehmen? 


Armübung: 
Stellen Sie die Füße auf und falten sie die Hände. 
Strecken sie beide Arme nach oben Richtung Decke, sodass Arme und Schultern ein Dreieck bilden. Bewegen Sie dieses Dreieck langsam etwa 10 cm nach links, zurück in die Mitte, dann 10 cm nach rechts. 
Wiederholen Sie dies 25mal. 
Beobachten Sie, wie sich die Schultern mitbewegen. 


Beinübung: 
Stellen Sie die Füße auf, Arme neben dem Körper. Beide Knie werden gleichzeitig 10 cm nach links bewegt, zurück zur Mitte, 10 cm nach rechts. 
Wiederholen Sie dies 25mal. 
Spüren Sie, wie sich das Gewicht zwischen den Fußsohlen verlagert, wie sich das Becken mitrollt, die Lendenwirbelsäule verdreht. 


Kopf- und Nackenübung: 
Arme und Beine ausgestreckt. Rollen Sie langsam den Kopf nach rechts und links. 
Wiederholen Sie dies 20mal. 
Spüren Sie, ob Ihnen die Bewegung nach beiden Seiten gleich leicht fällt. Achten Sie darauf, dass sie sich rund anfühlt.