1. Du legst das Programm für die Sitzung fest

Ich finde es wichtig, für die Gespräche mit meinem Psychiater ein Programm
festzulegen, anstatt nur darauf zu reagieren, was er tut, bzw. nicht tut. Dazu musst
du deine eigenen unmittelbaren Ziele festsetzen. Zum Beispiel: ein Medikament
nehmen, die Dosierung ändern oder es absetzen; ein Medikament wechseln,
etwas Neues ausprobieren; unangenehme Nebenwirkungen mildern; abklären, ob
du Spätdyskinesien hast. Nimm dir wenn möglich für jede Sitzung ein Ziel vor.

2. Strukturiere deine Gedanken und Anliegen
Ich finde es entscheidend, sich für das Gespräch mit dem Psychiater eingehend
vorzubereiten. Mir hilft es, meine Gedanken zu ordnen, wenn ich sie aufschreibe.

3. Sei genau
Je präziser du deine Anliegen formulierst, desto besser kannst du den
Gesprächsverlauf steuern. Nehmen wir an, dein Psychiater fragt: „Na, wie geht es
denn mit dem neuen Medikament?“ Dann kannst du sehr vage antworten: „Oh, ich
denke es hilft sicher ein bisschen.“ Nun stell dir aber vor, wie viel stärker du wirkst,
wenn du sagst: „Bevor ich dieses Medikament nahm, war ich so depressiv, dass
ich 14 Tage lang fast nur im Bett lag, nicht mehr zur Arbeit ging und drei Kilos
abgenommen habe. Aber während der vergangenen zwei Monate, seit ich das
Medikament einnehme, blieb ich nur zwei Tage von der Arbeit fern. Ich setze auch
die neuen Coping-Strategien um, habe mich seither höchstens vier Tage in meiner
Wohnung eingeschlossen und habe auch mein ursprüngliches Gewicht wieder
erreicht.“
Achte darauf, wie dich diese genauen Schilderungen befähigen, das Steuer in
deinem Leben in die Hand zu nehmen. Die Psychiaterin wird zu einer Beraterin,
vielleicht zur Copilotin, den Steuerknüppel jedoch bedienst du selbst. Sich so
präzise auszudrücken, mag dir schwierig erscheinen, das ist es aber nicht. Du
musst lediglich deine täglichen Erfahrungen mit den Medikamenten und deinen
Selbsthilfebemühungen schriftlich festhalten und diese Informationen vor dem
Besuch beim Psychiater zusammenfassen. Auch dazu gibt es im Anhang einen
Leitfaden.

4. Schreibe deine Fragen auf
Schreibe deine Fragen auf, bevor du zum Psychiater gehst und nimm sie dann mit
zum Gespräch. Solche Gespräche können recht stressig sein, deshalb kann es
beruhigend wirken, wenn ich die Fragen vorher aufgeschrieben habe.

Wenn du über ein neues Medikament reden willst, das du ausprobieren möchtest, solltest du zumindest folgende Fragen stellen:
· Wie kann ich wissen, dass mir dieses Medikament hilft?
· Wie lange geht es, bis ich einen Effekt des Medikamentes feststelle?
· Was sind unerwünschte Wirkungen oder Nebenwirkungen des
Medikamentes?
· Was soll ich tun, wenn ich unerwünschte Wirkungen oder Nebeneffekte
feststelle?
· Wie kann ich Sie erreichen während dieser ersten Zeit mit dem neuen
Medikament, wenn ich Fragen habe oder Beobachtungen mache, die ich
mit Ihnen besprechen will?

5. Rollenspiel
In einem Rollenspiel mit einer Freundin (oder sonst jemandem, dem du vertraust)
kannst du das Gespräch mit dem Psychiater durchspielen. Es ist möglich, aus
einer starken Position heraus mit deinem Psychiater zu reden. Lerne diese
Fähigkeit und wende sie konsequent an.