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Jeder Borderliner, der eine DBT-Therapie gemacht hat, weiß wie wichtig es sein kann sich seinen ganz individuellen „Notfallkoffer“ an Skills zu packen und immer bereit stehen zu haben. Oftmals ist man in Momenten hoher Anspannung nicht mehr in der Lage sich erst noch irgendwo seine Skills zusammen zu suchen.

 

Auf einen „Notfallkoffer“ hat man immer direkten Zugriff, denn er sollte sich immer am selben Platz befinden.
Natürlich sollte er auch von Zeit zu Zeit kontrolliert und evtl. aufgefüllt werden. Da in diesem Koffer ja z.B. auch Weingummi mit Chili enthalten sein sollte oder auch Ahoi Brause kann es ja durchaus sein, dass man diese schon aufgebraucht hat und, dass das eine oder andere in dem Moment, wo man es dringend benötigt, nicht zur Verfügung steht.

Das wäre eine unschöne Situation!

Man sollte ebenso bemüht sein immer wieder neue Skills auszuprobieren und den Koffer ggf. mit neuen Skills zu ergänzen oder die verbrauchten aufzufüllen. Wie unterschiedlich dieser Koffer gefüllt sein kann sollte alleine daraus klar werden, dass jeder ganz für sich persönlich entscheidet, welche Skills ihm wann am besten helfen.

So ergibt sich im Laufe der Zeit eine „Skill-Kette“, die man abarbeitet wenn man unter Spannung gerät. Man kann also durchaus sagen, dass es eine Reihenfolge von Fertigkeiten gibt.

 

 

 

Ein Notfallkoffer könnte z.B. gefüllt sein mit:

  • Igelbällen in unterschiedlichen Größen und Materialien (fühlen)
  • Knete (fühlen)
  • Chili-Weingummi (schmecken)
  • Ahoi Brause (schmecken)
  • Center Shocks (das sind Kaugummis mit einem sehr saueren Kern zum Schmecken) 
  • Steine in unterschiedlichen Größen und Formen (fühlen)
  • Gummibänder für die Handgelenke (spüren)
  • Luftballons gefüllt mit Reis, Mehl oder Sand (fühlen)
  • Kleine Bürsten zum Sensibilisieren der Haut (spüren)
  • Eine CD mit Musik, die der Stimmung entgegen wirkt (hören)
  • Dinkel- oder Kirschkernkissen (fühlen)
  • Chilischoten (schmecken)
  • Ammoniak (riechen)
  • Duftöl (riechen)
  • Fishermann’s Friends (schmecken)
  • Achtsamkeits-CD (hören)
  • Altes Bettlaken oder Handtuch (reagieren)
  • Etc.

Jeder sollte seine Skillkette haben. Das bedeutet, jeder findet für sich persönlich heraus, welche Skills ihm bei welcher Anspannung helfen.
Diese werden dann nach und nach eingesetzt.

Wenn mir z.B. bei einer Anspannung von 3 ein Igelball reicht, meine Anspannung sich aber dadurch nicht vermindern lässt, nehme ich mir einen Skill von dem ich weiß, dass er mir bei einer Anspannung von 4 schon mal geholfen hat: Z.B. eine Bürste mit der ich über meine Unterarme streiche. Reicht das dann auch nicht mehr aus setze ich den Skill für Anspannung 5 ein, dies könnten z.B. Steine in den Schuhen sein mit denen ich dann laufe, oder eine kalte Dusche. So wird versucht die Reize zu steigern und sich dadurch zurück ins „Hier und Jetzt“ zu holen, seine Anspannung zu kontrollieren und eben nicht in den Bereich des Kontrollverlustes zu geraten.

Diese Ketten sehen vermutlich bei jedem  anders aus. Wichtig ist, dass es dem Zweck dient und den gewünschten Erfolg zeigt.

 

Skillsammlung

 

   

 

Sich ablenken durch Aktivitäten:

  • Puzzles
  • Computerspiele
  • Lesen
  • Ein Instrument spielen
  • Sport: Laufen, Skaten, Fahrrad fahren, Wandern, Schwimmen, Tanzen, Reiten, Volleyball, Aerobic, Walken, Krafttraining, Boxen
  • Flippern
  • Bügeln
  • In die Waschmaschine, in den mit Holz angefeuerten Ofen, in ein Aquarium, aus dem Fenster, in den Himmel schauen
  • Holz hacken
  • Auf eine Messe gehen
  • Mandala ausmalen
  • Lieblingsklamotten anziehen
  • Tagebuch schreiben
  • Etwas reparieren
  • In einen Vergnügungspark, ins Kino, Theater gehen
  • Etwas schreiben: Briefe, Pro und Contra Liste, Einkaufszettel
  • Etwas planen (Ausflug; eine besondere Stunde, in der man sich Zeit für sich selbst nimmt)
  • Basteln
  • Malen (mit Pastellkreiden, Kreide, Dispersionsfarben,...)
  • Singen
  • Etwas auswendig lernen
  • Aufräumen
  • Putzen
  • Renovieren
  • Wäsche waschen
  • Kochen
  • Etwas dekorieren
  • Mit einem Haustier spielen
  • Eine beliebige Route auf dem Stadtplan einzeichnen und dann entlang dieser Route laufen, joggen, radfahren,...

 

 

 

 

 

Sich ablenken durch Unterstützen:

  • Einen Freund besuchen, anrufen
  • Einen Brief schreiben
  • Jemanden ein Geschenk machen, eine Blume etc. basteln, malen, kaufen
  • Beim Geschirr spülen helfen
  • Vokabeln abfragen
  • Mit einem Freund etwas spielen (z.B. Gesellschaftsspiele)
  • E-Mails schreiben
  • Chatten
  • Beim Wäsche auf/abhängen, bügeln helfen
  • Den Tisch decken
  • Kleidungsstücke flicken
  • Socken stopfen
  • Zusammen Kuchen backen oder kochen
  • Jemanden zuhören
  • Jemanden ermutigen

 

Sich ablenken durch Vergleichen:

  • „Andere bemitleiden sich – ich tue etwas dagegen, dass es mir so schlecht geht!“
  • „Die haben die gleiche Chance wie ich, aber nutzen sie nicht!“
  • Realitätsüberprüfung

 

 

Sich ablenken durch Gefühle/Gefühle ersetzen:

  • Roman lesen
  • Sich von einem Freund durch Witze aufmutern lassen
  • Tagebuch schreiben
  • Sich etwas Gutes tun (z.B. in einem Cafe‘ etwas Warmes trinken, ein neues Tagebuch kaufen, ein warmes Bad nehmen, sich eine Blume schenken, sich zum Schlafen hinlegen, unter die Sonnenbank legen, sich massieren zu lassen,...)
  • Einen Kitschfilm oder Soap-Operas anschauen (GZSZ, Marienhof,...)
  • Papier zerknüllen/zerreißen
  • Einen Knoten in ein Handtuch machen und damit auf das Bett oder einen Sessel einschlagen
  • Ein altes Laken zerreißen
  • In den Wald gehen und laut schreien
  • Gedanken/Gefühle aufschreiben und bis zum nächsten Gespräch mit einem Freund oder bis zur nächsten Einzeltherapie weglegen – sich bis dahin ablenken
  • Leichtes Lächeln
  • Gefühlsprotokoll
  • Emotionales Leiden loslassen
  • Dem Gefühl entgegengesetzt handeln
  • Beiseite schieben (nicht zu lange, da sonst der Verdrängungsmechanismus wie bei einem „Wasserball, den man unter Wasser halten will und der dann um so heftiger nach oben drückt“, wirkt!!)
  • Den Augenblick verändern
  • Gedankenstop
  • Step by Step

 

 

 

Sich ablenken durch Gedanken: „Hirn Flick-Flack“

  • „Stadt-Land-Fluß“
  • In 7er-Schritten rückwärts zählen
  • „Um die Ecke gedacht“ (besonders schwierige Rätsel)
  • Tangram
  • Puzzles mit gleichen Teilen oder ohne Vorlage
  • IQ-Tests
  • Text aus einer anderen Sprache übersetzen
  • Mathematikaufgaben
  • Perlen/Steinchenkette oder dicke Schnur verknoten und wieder auflösen
  • Büroklammern ineinander hängen uns so schnell wie möglich wieder auseinander machen
  • Beliebige Punkte auf ein Blatt machen und versuchen, durch verbinden eine Figur oder Ähnliches zu zeichnen
  • Kreuzworträtzel selbst erstellen
  • Fadenspiele
  • Jonglieren
  • Im Internet etwas suchen (auch Rätsel)
  • Tagebuch schreiben
  • Mit Bauklötzchen etwas bauen (z.B. einen Problemturm, Jenga)
  • Einen Zauberwürfel lösen (gibt’s im Spielzeughandel)
  • Ein Bild auf dem Computer malen (Paintbrush)und dabei die Maus verkehrt herum halten
  • Einen Text mit der linken Hand abschreiben

 

 

 

 


Sich zurückholen durch Körperempfindungen:

  • Gummiband, Haargummi
  • Eis
  • Eisgelkissen
  • Wurzelbürste
  • Schreien
  • Mit nackten Füßen in einem Bach stehen
  • Massage
  • Massagegerät (elektrisch)
  • „AHOI“ Kinderbrausebonbons/Würfel
  • „Sauere Zungen“ (Süßigkeiten)
  • Theraband
  • Übungen an der Wand:
    • Sich mit dem Rücken anlehnen und die Knie im 90° - Winkel aufstellen; einen Tennisball hinterm Rücken klemmen und ihn hoch- und runterrollen
  • „Knisterkuschokolade“ von Milka essen (langsam)
  • Barfuß laufen
  • Muskeln anspannen und loslassen
  • Krafttraining (eine Muskelgruppe besonders belasten, danach gut dehnen)
  • Handtrainer für Gittaristen
  • Ammoniak
  • Münsterkäse (Harzer-Roller) riechen
  • Chili-Schoten essen
  • Japanisches Heiloel riechen, oder auf die Zunge tröpfeln
  • Meerrettich im Glas essen
  • Knoblauch roh essen
  • Sambal Oelek, Fishermanns Friends extra stark lutschen
  • „Airwaves“ oder andere Kaugummis
  • Eukalyptus-Erfrischungstücher riechen (aus der Apotheke)
  • Frischen Zitronensaft trinken
  • Sich von jemanden festhalten oder drücken lassen
  • Sich selbst umarmen
  • Etwas Schweres schleppen
  • In einem kalten See schwimmen (Baggersee, kaltes Schwimmbecken)
  • In die Sauna gehen
  • Scharfe Zahnpasta
  • Bademassagehandschuhe
  • Sich an die warme Heizung kuscheln
  • Sandsäckchen auf den Bauch legen
  • Jonglieren
  • Gummitwist

 

 

 

 

Sich beruhigen mit Hilfe der 5 Sinne:

  • Sehen:
    • Kaleidoskop
    • Kunstpostkarten
    • Glasbriefbeschwerer mit bunten Motiven anschauen
    • In ein Museum gehen
    • Lavalampe
    • Aquarium
    • Fotografieren
    • Ins Feuer schauen
    • Dias anschauen
    • Angenehme Fotos von schönen Erlebnissen
    • Blumen
    • Wolken ziehen sehen
    • Besonders kräftige Farben anschauen
    • Bildbände
    • Zoo
    • Malen oder zeichnen (auf großem Format, mit fließender Tusche auf feuchtem Papier, dicker Wachskreide, Dispersionsfarbe, ...)
    • Waschmaschine in Bewegung
    • Sterne zuordnen
    • Aufgenommenes auf Video von Einzeltherapie
    • Leuchtendes Jojo
    • Schütteldose (Schneekugel ...)

 

  • Hören:
    • Vogelgezwitscher
    • Musik (Lieblingsmusik)
    • Meditationsmusik
    • Lifekonzert
    • Selbst Musik machen
    • Wellenrauschen
    • Rauschmuscheln
    • Singen
    • Trommeln
    • Naturlaute hören
    • Regentropfen
    • Geräusche in der Wohnung / im Haus
    • Kassette mit einem Text vom Therapeuten
    • Kassette mit aufgenommenem Einzelgespräch
    • Laute Musik auf Kopfhörer
    • Hörmemory (je zwei schwarze Filmdöschen mit etwas füllen, z.B. Sand, Büroklammern, Kies, Wasser, Mais, Nägeln,..., dann die Döschen mischen und hören, welche zusammengehören oder sie nach Lautstärke sortieren...)
    • Popcorn in einem Topf mit Deckel machen

 

 

 

  • Riechen:
    • Lieblingsparfum
    • Creme
    • Wie riecht es draußen früh morgens? Nach einem Regen?
    • Frisch gemähtes Gras, Heu, Stroh
    • Blumen
    • Essen
    • Früchte
    • Bett mit frisch bezogener Bettwäsche
    • Frische Kleidung anziehen
    • Kochen
    • Ätherische Öle in Duftlampe
    • Duftkerzen
    • Räucherstäbchen
    • Seife
    • Körpercreme
    • Gesichtscreme
    • Tigerbalm
    • Knoblauchpizza
    • WC-Spray
    • Gesägtes Holzstück (riecht an der Sägefläche oft nach Baumharz)

 

 

  • Schmecken:
    • Frische, kräftige Kräuter
    • Frisch gepresster Saft
    • Bonbons
    • Schokolade
    • Kaugummis
    • Kuchen
    • Tee (auch ganz schwach gebrüht)
    • Eissorten ausprobieren
    • Münsterkäse („Harzer Roller“ oder Erdnussbutter essen
    • Selbstgemachtes Popcorn
    • Anis (eventuell mit etwas Zucker – ist bei den Indern beliebt)
    • Kümmel pur essen

 

  • Fühlen:
    • Samt
    • Seide
    • Hund
    • Katze
    • Pferd
    • Flauchdecke
    • Weiche oder harte Bürste
    • Barfuß laufen
    • Sich abklopfen
    • Wärmflasche
    • Baden
    • Stofftier
    • Sandsäckchen (auch auf der Heizung erhitzt)
    • Igelball
    • Gummiball
    • Vogelfeder
    • Massage
    • Lieblingshose
    • Beim Geschirr spülen das prickeln der platzenden Schaumbläschen spüren
    • Indianisches Drahtspiel oder kleine Drahtspiele zum Bewegen in der Hand
    • Lotusblüte
    • Koush-Ball (eine Art superweicher Igelball aus weichem Gummi)
    • In einem Geschäft Schuhe anprobieren
    • Traumfänger


Den Augenblick verändern durch:

  • Phantasie:
    • Phantasiereise ...einiges hierüber findet Ihr hier
    • „sicherer Ort“
    • Reiseführer anschauen
    • (Erinnerungs-)Fotos anschauen
    • Bildbände
    • Sich den Feind in einer „löchrigen Unterhose“ vorstellen
    • Erinnerungen an angenehme Erlebnisse

 

 

 

  • Sinngebung:
    • „Hätte ich das nicht getan, dann ...“
    • Im Nachhinein ist ein Sinn besser zu sehen; diesem merken und sich bei der nächsten schwierigen Situation wieder ins Gedächtnis rufen (evtl. aufschreiben, Tagebuch)
    • „Alles hat einen Sinn/Grund, auch wenn ich ihn im Moment nicht sehe.“
  • Gebet/Meditation:
    • Einfach mal unter Tags in eine Kirche setzen, eine Kerze anzünden, an Dinge denken, für die ich dankbar bin.
    • Sich auf den setzen, eine Kerze anzünden und versuchen, an nichts zu denken
    • Beten ums Aushalten-Können


Entspannung:

  • Z.B. nach Jacobsen (Muskeln anspannen und wieder entspannen)
  • Schönes Bad nehmen
  • Fußbad
  • Massage
  • Wärmflasche
  • Sauna
  • Pause machen
  • In ein Cafe‘ gehen
  • Schlafen
  • Lesen
  • Lavalampe
  • Urlaub machen:
    • Eine Viertelstunde Auszeit nehmen und achtsam einen Tee trinken
    • Ein Stück Kuchen oder Joghurt auf der Zunge zergehen lassen
    • Sich kurz zum Schlafen hinlegen
    • Eine Zeitung oder ein Buch lesen
    • 10 Minuten lang ein Kreuzworträtsel machen
    • Eine Freundin/Freund anrufen
    • Ein kurzes Hörspiel im Radio anhören